Es ist Herbst geworden. Nach all dem wachsen und blühen, fruchten und herrlichen Sommertagen und -nächten drängt alles nach innen. Die Pflanzen ziehen sich zurück, das Licht darf nunmehr als Geschenk gesehen und im eigenen Inneren immer mehr gefunden werden. Noch hängt das Gold an den Bäumen und bedeckt in Wäldern die Waldwege, die den Menschen und Tieren wie einen leuchtenden Teppich bereiten, auf dem es gilt, die Früchte des Jahres zu sortieren und die Erlebnisse und Erfahrungen aufzunehmen und sich zu eigen zu machen. Ich wähle aus, ich darf nun bei mir sein und das, was ich für mich als passend empfinde wird mir die Kraft gegen, immer echter und wahrer im Leben zu stehen. Dann kann das lichte Gold des Jahres von innen strahlen und viele andere Lichter können dadurch den Mut finden, auch echt und wahr ins Leben hinein zu strahlen. Denn die Herzenswärme ist es, die wir im Winter so bitter nötig fühlen müssen. Nur findet man sie oft schwer. Es ist also vieles, was jetzt angeschaut werden darf. Was möchte ich mitnehmen, was brauche ich nicht mehr, was darf bleiben, dem ich entwachsen bin. Vergiss nicht, die Bäume überlassen dem Wind und der Erde ihre Blätter erst, wenn die Knospen für das kommende Jahr bereits angelegt sind. Auch wenn alles kahl und nackt erscheint, so unverhüllt und ausgesetzt, es ist die Zeit, von innen zu spüren und vielleicht merkt man bereits, was sich nächstes Jahr ins Leben hineinentwickeln möchte. Es ist schon da!
Der Frühling ist mit herrlichem, wonnevollen Grün über die Lande gezogen und hat auf Wiesen, Sträuchern und Bäumen die Blüten hervorgekitzelt. Nass war es lange genug und wird immer wieder nachgewässert – doch nun stehen die stickstoffreichen Matten in gelber Blüte von Butterblumen und Löwenzahn. In den Wäldern an feuchten Stellen und Bachläufen hat sich der Bärlauch mächtig breit gemacht und zeigt üppig seine grüne Pracht – die einen freuts, die anderen meiden seinen Geruch und Geschmack. Allenthalben zeigt er seine Sternenblüten und ich begeistere mich an seinen kulinarischen Möglichkeiten. Von der Wurzel über Blätter, Knospe und Blüte bis hin zum Samen ist er wohltätig. Wenn auch diejenigen, die in frisch aßen manchen Mitmenschen eher unerträglich sind. Doch gleich dem Bärlauch ist auf Wiesen, Schutthalden und in Mauereckchen der ungezähmte Löwenzahn Zuhause und lässt aus seinen fein gezackten Blätterkränzchen, die einer Wurzel entspringen die sich pfeilförmig tief und lockernd in den Untergrund gräbt, kleine knubbelige Blütenknospenansätze entstehen. Bei warmem Wetter schiebt er die fein verhüllten Knospen weit über den umgebenden Blätterkranz hinaus und dann, wenn der Himmel trocken, strahlt er ihn mit seinen goldgelben Blütengesichtern an. Tausende Sonnen verstreut er auf die Erde und dunkelt es oder fallen Tropfen aus den Wolken, schließt er sie in seine Blütenkelche ein. Ist sein tausensonniges Strahlen verteilt, so schließt er wieder den Kelch, zum Reifen braucht er Ruhe. Doch bald wieder entfaltet aus den Blütenkörbchen, wolkensternengleich die zarte Pusteblume die sanft die Samen durch die Lüfte trägt und auf dem Sims und in der Mauerecke niederlässt. Dort kann sich dann im neuen Jahr ein neues löwenstarkes Sonnenpflänzchen sprießen.